Räuberhauptmann

 

 Karasek


Das abenteuerliche Leben
des "Prager Hansel"

Räuberhauptmann Karasek mit seiner Bande
Räuberhauptmann Karasek mit seiner Bande

In der Oberlausitz trieb ausgangs des 18. Jahrhunderts eine Bande unter Führung des legendären Räuberhauptmanns Karasek jahrelang ihr Unwesen. Viele Sagen erzählen von dieser bewegten Zeit, ja sogar Romane und Theaterstücke berichten von dem historisch interessanten Geschehen. Doch wer war eigentlich dieser Johannes Karasek? Er wurde 1764 in Prag - Smichov geboren und trug auch den Beinamen "Prager Hansel". Er erlernte die Berufe eines Tischlers und eines Fleischhauers. Danach begab er sich auf Wanderschaft. Zum Militär eingezogen, gelang es ihm, mehrfach zu desertieren. Später verschlug es ihn nach Neuleutersdorf.
Johannes Karasek war ein redegewandter und stets adrett gekleideter Mann, der am liebsten eine Jägeruniform trug. Er fand beim Wirt des Gerichtskretschams zu Neuwalde Unterschlupf und heiratete dessen Tochter Magdalena. Das Gebäude, auch nach seinem Besitzer "Greibichschenke" genannt, war von dichten Wäldern umgeben. Es befand sich im westlichen Teil der böhmischen Enklave (1635 - 1849). Sie bildete eine Insel inmitten der sächsischen Dörfer der Oberlausitz. Von hier aus planten und unternahmen die Räuber Raubzüge, unter anderem nach Seifhennersdorf, Spitzkunnersdorf, Varnsdorf, Niedergrund, Niederoderwitz, Neugersdorf, Ebersbach, ja bis nach Friedland und Sebnitz. Betroffen waren vor allem Faktoren (Händler), Mühlenbesitzer oder Geldwechsler, also begüterte Menschen zur damaligen Zeit.
Als bei einem Einbruch in Niederoderwitz beim Leinehändler Kühnel der bisherige Räuberhauptmann Palme erschlagen wurde, wählten die Bandenmitglieder Johannes Karasek zu ihrem Hauptmann. Dieser machte jedoch zur Bedingung, daß keinerlei Einbrüche auf Leutersdorfer Gebiet durchgeführt werden. Er handelte also nach dem Prinzip des Marders: "Räubere nie im eigenen Revier!" Dieses Gebot wurde lange Zeit eingehalten und man machte reiche Beute in der Umgebung. Im Jahre 1800 gelang es jedoch den Bandenmitgliedern, ihren Hauptmann umzustimmen. Sie bereiteten sorgfältig einen Einbruch auf dem Rittergut Oberleutersdorf vor und führten ihn in der Nacht vom 31. Juli zum 01. August beim Gutsbesitzer Glathe aus. Umfangreiche Beute ließ sie leichtsinnig werden, und schnell in  Bettücher eingewickelte Taler gingen bei der Flucht in Richtung Enklave verloren. So hatten am nächsten Tage herbeigerufene Dragoner aus Hainewalde ein leichtes Spiel, die Spur aufzunehmen und nach und nach alle Räuber zu verhaften.
Karasek selbst wurde in Seifhennersdorf festgenommen und in den Gerichtskretscham zu Oberleutersdorf (heute Gasthof Oberkretscham) überführt, wo mehrere Tage lang ein strenges Verhör stattfand. Anschließend brachte man ihn unter starker Bewachung nach Bautzen und verurteilte ihn dort zum Tode. Dieses Urteil wandelte die Obrigkeit auf sein Gnadengesuch hin in lebenslange Kerkerhaft um. 1809 verstarb Johannes Karasek im Dresdner Gefängnis an den Folgen seiner Haft sowie der schweren Arbeit. Am 11. Mai 1804 "rasierte man zur Sicherheit des Publikums" die Greibichschenke bis auf die Grundmauern. Damit sollte verhindert werden, daß sich dort wieder Räuber einnisten könnten.
Weiteres Bild- und Textmaterial, sowie Originalgegenstände über die einstige Räuber-, Schmuggler- und Wilddiebezeit finden Sie im Karasek-Museum Seifhennersdorf Nordstraße 21a