Der Naturfaseranbau in der Oberlausitz

In unserem Museumsgarten wird Flachs, Hanf und Baumwolle zu Anschauungszwecken angebaut.

1 = Flachs / 2 = Baumwollblüte / 3 = Seide

(1) Flachs (Leinen) gehört zu den ältesten Kulturpflanzen und ist in den letzten Jahren auch bei uns wieder auf dem Feld zu sehen. Es ist eine rustikale, strapzierfähige Faser, die sowohl zu Kleidung als auch zu Accessoires verarbeitet wird.

Der Leinen wird seit Jahrtausenden zur Herstellung mattglänzender, edler bis rustikaler Kleidungstücke verwendet. Leinen wirkt k¨hlend und ist atmungsaktiv, dabei schmutz-unempfindlich und langlebig.
Leingewächse bilden die Familie Linaceae, die Gattung Lein heißt botanisch Linum. Die wegen ihrer Fasern und Samen angebaute Lein-Art (der Flachs) trägt den wissenschaftlichen Namen Linum usitatissimum ssp. usitatissimum. Die zweijährige Wildart, von welcher der Lein vermutlich abstammt, heißt Linum bienne oder Linum usitatissimum ssp. Bienne.

(2) Baumwolle ist eine der meist verbreiteten Naturfasern und wird auch heute noch mit der Hand geflückt.
Baumwolle ist eine pflanzliche Naturfaser, die als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Stoffen von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist. Ihre Fasern lassen sich leicht zu Garnen verspinnen. Dies ist der wichtigste Grund dafür, dass Baumwolle so häufig verwendet wird. Die Festigkeit, das Wasseraufnahmevermögen, die Pflegeleichtigkeit und Färbbarkeit der Baumwolle ermöglichen ihre Verarbeitung zu außerordentlich vielen verschiedenen Textilien.
Baumwolle gehört zur Familie der Malvengewächse.

Baumwollpflückerinnen

Zu den edelsten Stoffen zählt die (3) Seide. Der Faden des Maulbeerseidenspinners wird zur Herstellung verwendet. Die Verarbeitung erfolgt zu leichten und glänzenden Stoffen. Im Sommer wirkt Seide kühlend, im Winter temperaturausgleichend. Man unterscheidet zwei Arten von Seide:

  1. Maulbeerseide und

  2. Bouretteseide.

Die Bouretteseide wird ebenfalls aus Maulbeerseide hergestellt, hat aber einen kurzen Faden und wird zu einem unregelmäßigen, leicht noppigen Garn versponnen.

Der Seidenspinner ist eine in warmen Regionen heimische Schmetterlingsarten, deren Raupen Seide produzieren.
Seidenraupen besitzen ein Paar speziell abgewandelter Speicheldrüsen, mit deren Hilfe die Raupen Kokons erzeugen. Diese Drüsen (Spinndrüsen) sondern eine klare, zähflüssige Flüssigkeit ab, die durch Öffnungen an den Mundwerkzeugen der Larven gepresst wird; die Flüssigkeit erhärtet, wenn sie mit der Luft in Kontakt kommt. Der Durchmesser der Spinndrüsenöffnung legt die Dicke des erzeugten Seidenfadens fest.
Die bekanntesten Seidenraupen sind die Larven des Maulbeer-Seidenspinners. Dieser in Asien beheimatete Nachtfalter wurde im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung nach Europa eingeführt und über viele Jahrhunderte gezüchtet. Man entwickelte viele Formen; die wichtigsten davon produzieren dreimal jährlich Nachkommen.

(4) Der Hanf gehört zu den traditionellen Nutzpflanzen. Für die Herstellung von Kleidung wird überwiegend Ware aus dem Ausland, z. B. Burma, Thailand und Laos, verwendet.
Hanf ist eine einjährige, krautige Pflanze. Diese Art wird auch als Echter oder Indischer Hanf bezeichnet. Sie stammt ursprünglich aus Zentralasien, wird seit langem jedoch in vielen Gebieten angebaut, darunter in Europa, China, Indien und den Vereinigten Staaten. Seit 1996 ist der Anbau von Nutzhanf, der einen geringen Gehalt an dem psychoaktiven Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) aufweist, auch in Deutschland erlaubt. 1997 wurden in Deutschland auf 2 800 Hektar Fläche Hanf angebaut. Die Hanfpflanze ist sehr schnellwüchsig, sie kann je nach Klima und Bodenverhältnissen nur 90 Zentimeter oder auch bis zu fünf Meter hoch werden.

Hanf

weißer Maulbeerbaum
Die Blätter dienen als Nahrung für den Seidenspinner.

Seidenraupe

reife Baumwollpflanze