Bahnverkehr tagelang lahmgelegt

 

Zwischen der Oberlausitz und Dresden fahren bis 25. März 2018 keine Züge. Reisende müssen auf Busse umsteigen.
Infos unter:
https://staedtebahn-sachsen.de/ und http://www.laenderbahn.com/trilex/

 

Moderne Züge statt historischer Schienenbusse
Unterm Logo „Trilex“ rollen seit einer Woche moderne grünweiße Triebwagenzüge von Rybniste über Zittau nach Liberec und zurück. Die SZ fuhr mit.
Der diesjährige Dezember scheint der seit langer Zeit härteste zu werden. Veronika Novakova und Tereza Dreßler, Zugbegleiterinnen in verschiedenen Trilex-Zügen, können von ihm jedenfalls schon erste Storys erzählen. Da ließen sich festgefrorene Hightech-Kupplungen zweier Zugeinheiten mit keinem Kunstgriff trennen. Schon war der ausgetüftelte Fahrplan durcheinander. Die erlebte Verzögerung geht auf das Konto eines DB Regio Triebwagenzuges, der aus Dresden eine witterungsbedingte Verspätung mitbringt, aber „Vorfahrt“ hat und durchgelassen werden muss. Schon handelt sich der Trilexzug schuldlos eine saftige Verspätung ein.
Die Fahrgäste, überwiegend Tschechen aus Varnsdorf, tragens aber mit Geduld. Zeit also, sich genauer umzusehen. Nur ein einziger Mangel fällt auf: Es gibt zu wenig und zu schwache Häkchen für Winterbekleidung. Einer ist gar schon völlig verformt. Sonst ist aber alles okay. Nach Entrichten von 1,40 Euro für eine einfache Fahrt von Zittau nach Liberec und einer knappen Wartestunde geht es endlich los. Ansage kommt keine. Erst kurz vor Hradek nad Nisou erfolgt die erste Information mit allem Wissenswertem zum Ausstieg.
Beim Verlassen des Bahnhofs Machnin (Machendorf) dagegen gibt es eine kleine Besonderheit: Der Triebfahrzeugführer bremst die bereits aufgenommen Fahrt ab und nimmt eine vielkinderköpfige Roma-Familie auf. Die hatte sich wegen der großen Verspätung gerade entschieden, wieder nach Hause zu gehen.
In Liberec angekommen, begrüßt der Bahnhofssprecher dann die Fahrgäste auch auf Deutsch und entschuldigt sich für die Verspätung. Die funkelnagelneue Bahnhofshalle – zum tschechischen Fahrplanwechsel gerade erst eröffnet – verströmt modernes Flair.
Deutsche Fahrgäste sind auch im anderen Zug wieder in der Unterzahl, auch sind diesmal wenig Varnsdorfer dabei, was sich allerdings in Zittau schnell ändern kann. Zwei tschechische Damen studieren eingehend den Trilex-Fahrplan. Auf die Frage, ob ihnen irgendetwas missfällt, äußert die ältere: „Ja, dass es keine Halbjahreskarten mehr gibt. Die waren bei der Tschechischen Staatsbahn unübertroffen billig und wir nutzten sie fast wöchentlich.“ Zugbegleiterin Tereza, die in Großschönau wohnt und vorher bei der SBE in gleicher Funktion arbeitete, antwortet darauf: „ Ja, die gibt es nicht mehr, und für tschechische Rentenempfänger sind die Monats- oder Vierzehntageskarten von Trilex relativ teuer.“
Bis Zittau erfolgten übrigens alle Ansagen nur auf Tschechisch, ab Zittau auch in Deutsch, vermutlich GPS-gesteuert, denn ausgelassene Haltestellen wurden ebenfalls genauestens angekündigt, was für Sprachunkundige zumindest bei den ersten Fahrten ein wenig verwirrend ist. Nach dem Flockenwirbel auf der Hinstrecke begleitete übrigens Wintersonne bis Zittau die Rückfahrt und der Fahrplan ist wieder eingehalten.
Eine lange Geschichte
Weder Hochwasser noch Kriege haben der Bahnlinie mit dem imposanten Neißeviadukt was anhaben können und nie wurde sie längere Zeit vollkommen stillgelegt. Der Schwerpunkt hat sich längst völlig zum Personenverkehr verschoben, dessen Tradition ebenfalls 150 Jahre hat. Noch auf dem Höhepunkt der Dampflokzeit fuhren ab 1951 rostrote, liebevoll „Hurvinek“ genannte Dieseltriebwagen ohne Zustieg in Zittau durchs Dreiländereck. 50 Jahre später betrieb die Sächsisch-böhmische Eisenbahngesellschaft (SBE) mit rot-weißen und mondscheinblauen Schienenbussen annähernd die gleiche Strecke. Die in Uerdingen gebauten Schienenbusse hatten sich in Westdeutschland als „Retter der Nebenbahnen“ einen Namen gemacht, der sie befähigte, in der Oberlausitz noch eine Weile Dienst zu tun.
Auch zu DDR-Zeiten fuhren Schienenbusse von Eibau über Varnsdorf bis Zittau. „Blutblase“ witzelte man über die anfangs motorschwachen bordeauxroten VT 98 der Deutschen Reichsbahn. Komfort konnte keines der Gefährte bieten. Gemeinsame Kennzeichen waren hart gepolsterte Bänke, kaum Beinfreiheit, starker Motorenlärm, zuweilen Abgasgestank und selten eine Toilette an Bord.
Es war also sprichwörtlich gesehen „höchste Eisenbahn“, dass in der Euroregion Neiße endlich Personenzüge von heutigem Standard Dienst tun. Die Desiro getauften Triebwagenzüge von Siemens haben das Zeug dazu: Sie sind barrierefrei, klimatisiert, wohltuend leise und falls erlaubt, über 100Stundenkilometer schnell. Der kleine dreisprachige Fahrplan des Trilex ist übersichtlich und auch in den Ankunfts- und Abfahrtsgesamtfahrplan aufgenommen worden.
Zitat SZ 18.12.2010

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